Das Hohe-Venn und die Ardennen
1. bis 4. Oktober 2016

Grenzenlos in BelgienDie Mastholter Wandergruppe Grenzenlos zog es bei der diesjährigen viertägigen Herbstwanderung zu unseren Nachbarn im Westen: nach Belgien, in die Ardennen und das Hohe Venn.Der Bus brachte die 55 Wanderer in die Ardennenstadt Spa, bekannt für ihre Hotel-, Kur- und Thermalanlagen. Hier sprudelt das heilwirkende Wasser seit Jahrhunderten an zahlreichen Stellen, sowohl im Zentrum als auch in der näheren Umgebung.In Spa traf die diplomierte Fremdenführerin zur Gruppe, die für die vier Tage mit täglich wechselnden Kolleginnen bzw. Kollegen die Führung übernahm. Wegen der hohen Teilnehmerzahl und der verschiedenen Interessen konnten die Wanderer zwischen zwei Neigungsgruppen wählen: Schwerpunkt „Wandern“ oder Schwerpunkt „Kultur“. Am ersten Tag stand eine Wanderung zum Aussichtsturm, durch Hochmoor, zwei reizvollen Schluchten, vorbei an Mineralwasser-Quellen und eine Stadtführung auf dem Programm. Danach brachte der Bus die Grenzenlosen nach Bütgenbach ins Hotel, wo für die nächsten drei Tage und Nächte Unterkunft und Verpflegung bereitgestellt war. Bütgenbach ist eine deutschsprachige Gemeinde in der Provinz Lüttich und eine der neun Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien.


Am zweiten Tag stand eine Wanderung von Rodt über Recht nach Bellevaux auf dem Programm. Rodt ist ebenfalls eine Ortschaft in der Deutschsprachigen Gemeinschaft und Ortsteil der Stadtgemeinde St. Vith. In Recht wurde bis ins vorige Jahrhundert Blaustein abgebaut und verarbeitet. Dieser bläuliche Schiefer ist zwar nicht für Dachschiefer geeignet, aber für künstlerische Gestaltung im sakralen Bereich, Tür- und Fensterrahmen, Spülsteine, Tische, Bodenplatten usw. Ein Filmvortrag über Entstehung und Vorkommen und eine anschließende Führung im Schieferstollen lieferte den Besuchern interessante Informationen und beeindruckende Farben und Formen im Gestein. In Bellevaux feierte zufällig eine kleine Brauerei ihr zehnjähriges Jubiläum. Ein
willkommener Anlass für die Wanderer, belgisches Bier nach verschiedenen Rezepten zu genießen.Der dritte Tag stand unter dem Thema Hochmoor. Das Hohe Venn ist eine gewölbte Hochfläche grenzübergreifend zwischen Deutschland und Belgien, zwischen Eifel und Ardennen, mit einer Ausdehnung von über 600 km². Der größere Teil liegt in Belgien und davon sind 4000 Hektar das älteste Naturschutzgebiet des Landes. Regen- oder Schneefall gibt es etwa 225 Tage im Jahr und an etwa 170 Tagen tritt Nebel auf. Einen von diesen 225 und 170 Tagen hatten die Wanderer erwischt, sodass trotz fachkundiger und engagierter Führung keine rechte (Wander-) Urlaubsstimmung auf den Holzstegen aufkommen wollte.Die zweite Gruppe verzichtete auf die Holzstege und wanderte durch das Warchetal zur Burg Reinhardstein. Die Burg war seit 1812 dem Verfall preisgegeben. Diese Ruine wurde 1969 auf Privatinitiative wieder aufgebaut und neu möbliert. In ihrem Inneren befindet sich in mehreren Räumen ein Museum - reich ausgestattet mit Rüstungen, Gemälden, Truhen, Wandteppichen, liturgischen Gewändern und lebensgroßen, handgeschnitzten Figuren. Die Führung übernahm die Wanderführerin selbst.Am vierten und letzten Tag führte die Route von Bracht über Burg Reuland nach Ouren, zum Europadenkmal am Dreiländerpunkt. Die Dörfer Bracht - etwa 100 Einwohner - Burg-Reuland und Ouren bilden die Gemeinde Burg-Reuland, die zur Deutschsprachigen Gemeinschaft gehört. Die Burg Reuland, die dem Dorf den Namen gab, gehört zu den größten Burgruinen der Gegend, obwohl der größte Teil des ehemaligen Bauwerkes nicht mehr existiert. Das Europadenkmal wurde 1977 eingeweiht. Es ist von einer Grünanlage mit fünf großen Steinblöcken, Informationstafeln und Fahnenmasten umgeben.Der Südosten Belgiens ist ein Paradies für Wanderer: ob die Wege durch romantische Täler und Schluchten oder über Höhenzüge mit Panoramablick und herrlichen Aussichten führen; es ist eine malerische Landschaft. Etliche Wanderwege sind grenzüberschreitend und obwohl einige historische Grenzsteine an Staatsgrenze und wechselvolle, teils kriegerische Geschichte erinnern, spürt man keine Grenze. Die Grenzenlosen waren hier richtig.